Achtung, lebensgefährliche Verwechslungsgefahr!
So unterscheiden sie Bärlauch von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen
Der Frühling naht und mit den wärmeren Temperaturen sprießt auch wieder der Bärlauch. Doch beim Pflücken des köstlichen Wildgemüses, das aufgrund seines Duftes und Geschmacks auch den Beinamen „wilder Knoblauch“ trägt, ist Vorsicht geboten. Denn die Pflanzen ähneln sehr dem hochgiftigen Maiglöckchen und der ebenso gefährlichen Herbstzeitlose. Frank Schönmetzler, Leiter Breitenausbildung beim BRK Oberallgäu, erklärt, wie sie die Drei voneinander unterscheiden können.
Bärlauch wächst, je nach Witterung, ab März bis in den April oder Mai hinein. Er kommt hauptsächlich in lichten Auenwäldern, an halbschattigen Bach- und Flussufern sowie auf schattigen Wiesen vor. „Viele Sammler glauben, den Bärlauch anhand des typischen Knoblauchdufts sicher von den gleichzeitig wachsenden Maiglöckchen und Herbstzeitlosen unterscheiden zu können. Dabei sollten sie nie vergessen, dass der Geruch von zuvor gepflücktem Bärlauch an den Fingern haftet und somit Verwechslungen begünstigen kann. Diese Methode ist also nicht zuverlässig“, warnt Frank Schönmetzler.
Einige optische Merkmale lassen eine Unterscheidung zu: Der Bärlauch hat breit-ovale Blätter, von denen jedes einen eigenen Blattstängel besitzt- Bei ausgewachsenen Pflanzen ist dieser deutlicher zu sehen als bei jungen. Die Blattunterseite ist hellgrün und matt. Der Stängel ist dreikantig und hohl. Bärlauch wächst in Gruppen und bildet zumeist einen dichten Teppich. Ältere Blätter hängen nach unten.
Die Blätter des Maiglöckchens sind ebenfalls breit-oval, allerdings in der Regel härter als die des Bärlauchs. Anders als der Bärlauch bildet das Maiglöckchen zwei große Blätter aus, die am gleichen Stängel sitzen und ihn umfassen. Zudem sind sie in das so genannte „Hüllblatt“ am unteren Ende des Stängels eingerollt, welches sich später bräunlich verfärbt. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Blattunterseite: Beim Bärlauch ist diese matt, beim Maiglöckchen hingegen glänzend. Auch im ausgewachsenen Zustand stehen Maiglöckchen eher aufrecht. Eine weitere Überprüfungsmöglichkeit ergibt sich über die Wurzeln: Der Bärlauch bildet eine Zwiebel aus. Die Wurzeln des Maiglöckchens bestehen hingegen aus rhizomartigen, waagerechte Wurzeln.
Ein weiterer Doppelgänger des „wilden Knoblauchs“ ist die Herbstzeitlose. Achtung: Schon der Verzehr einer geringen Menge von etwa 50 g kann tödlich sein! Die Herbstzeitlose bildet ihre Blüten im Herbst aus und entwickelt im Frühling darauf ihre Blätter. Genau wie beim Bärlauch sind diese länglich-oval und parallelnervig. Sie sind hellgrün und glänzend. Wie beim Maiglöckchen sind sie eher fester und wachsen aus einer gemeinsamen Blattrosette. Meist bildet sich schon früh eine Knospe in der Mitte. Wie der Bärlauch mag auch die Herbstzeitlose feuchte, nährstoffreiche Böden, ist aber tendenziell eher auf Wiesen zu finden. Verwechslungsgefahr besteht auch mit dem Echten Salomonsiegel und dem Gefleckten Aronstab.
„Wer sich nicht zu einhundert Prozent sicher ist, dass es sich auch wirklich um Bärlauch handelt, sollte die Pflanzen nicht selbst sammeln“, rät Frank Schönmetzler. „Verzichten muss man trotzdem nicht. Mittlerweile wird Bärlauch in Bioqualität in den meisten Lebensmittelmärkten angeboten.“
Sollte es zum Kontakt mit den giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen gekommen sein, gilt: unbedingt gründlich die Hände waschen! „Bei Verdacht auf eine Vergiftung, beispielsweise durch versehentlichem Verzehr, rufen Sie bitte sofort den Rettungsdienst über die europaweite Notrufnummer 112“, so Frank Schönmetzler. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte der Betroffene betreut werden. „Bringen Sie die betroffene Person nicht zum Erbrechen! Kontrollieren Sie Atmung und Herzschlag. Setzt eines von beiden aus, beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Vermeiden Sie eine Unterkühlung. Wenn die Person bewusstlos ist, bringen sie diese in die stabile Seitenlage. Ist sie wach und ansprechbar, lagern sie sie mit erhöhtem Oberkörper. Wenn möglich, sichern Sie Reste der verzehrten Pflanze wie Pflanzenteile, Essensproben oder auch Erbrochenes. So kann im Krankenhaus bestimmt werden, um welche Pflanze es sich gehandelt hat.“