Erste Hilfe bei Herzinfarkt
BRK gibt Tipps, worauf es im Notfall ankommt

Laut Angaben der Deutschen Herzstiftung erleiden pro Jahr etwa 300.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt. In einem solchen Notfall zählt jede Sekunde. Je schneller der Patient behandelt wird, desto größer sind die Chancen zu überleben und schwerwiegende Folgen zu verringern. Frank Schönmetzler vom BRK Oberallgäu erklärt, wie man einen Herzinfarkt erkennt und welche Erste-Hilfe-Maßnahmen im akuten Notfall anzuwenden sind. Wichtig zu wissen: Die Symptome können bei Männern und Frauen ganz unterschiedlich ausfallen.
Häufige Symptome eines Herzinfarkts
Klassische Symptome eines Herzinfarktes sind starke Schmerzen oder auch ein Brennen hinter dem Brustbein. Häufig strahlt der Schmerz in Arme, Oberbauch, Hals, Rücken, Kiefer oder die Schulterblätter aus. Typisch sind auch kalter Schweiß, eine blass-gräuliche Gesichtsfarbe, Übelkeit und Erbrechen, Atemnot und/oder ein sehr starkes Enge- oder Einschnürungsgefühl im Brustkorb. Betroffene berichten von einem Gefühl, „als würde ein Elefant auf der Brust stehen“ und von Todesangst. „Die Anzeichen sind von Person zu „Person unterschiedlich stark ausgeprägt“, weiß Frank Schönmetzler.
Oftmals uneindeutige Symptome bei Frauen
„Während Männer häufig über den bekannten `Vernichtungsschmerz´ klagen, kann ein Herzinfarkt bei Frauen mit wesentlich uneindeutigeren Symptomen einhergehen“, betont er. „Bei ihnen ist der klassische Brustschmerz oft nicht so stark ausgeprägt. Sie berichten eher von einem allgemeinen Druck- oder Engegefühl in der Brust, Rückenschmerzen oder Schmerzen im Oberbauch, manchmal - aber nicht immer - gepaart mit Kurzatmigkeit, Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen. Viele Betroffene gehen tatsächlich zunächst von einer Magenverstimmung aus.“ Er rät: „Wenn solche Symptome in einem noch nie erlebten Ausmaß auftreten oder die Schmerzen länger als 5 Minuten anhalten, warten Sie nicht erst ab, sondern rufen Sie sofort den Notarzt unter 112. Riskieren Sie im Zweifelsfall lieber einen Fehlalarm als Ihren Tod!“
Auch bei häufiger auftretenden unspezifischen Symptomen wie allgemeinen Brustschmerzen, Schwindelgefühl, Atemnot und Abgeschlagenheit empfiehlt der Experte, sich auf jeden Fall medizinisch durchchecken zu lassen. „Sie könnten Hinweise auf eine noch nicht entdeckte Herzerkrankung oder einen so genannten `stummen´ oder `stillen Herzinfarkt´ sein.“
Erste Hilfe-Maßnahmen bei Herzinfarkt
Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt gelten folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen:
- Sofort den Rettungsdienst unter 112 alarmieren
- Ununterbrochen Atmung und Bewusstsein der betroffenen Person prüfen
- Bei Kreislaufstillstand sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen (30x Herzdruckmassage, 2x Beatmung im Wechsel). Diese muss bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durchgeführt werden (wenn möglich weitere Helfer hinzuziehen, mit denen man sich abwechseln kann)
- Ist der Betroffene bei Bewusstsein, ist er mit erhöhtem Oberkörper zu lagern, das entlastet das Herz
- Bleiben Sie selbst ruhig! Unruhe, Aufregung und Anstrengung sind beim Betroffenen unbedingt zu vermeiden
- Öffnen Sie enge Kleidung des Betroffenen (Gürtel, Hemd, Krawatte etc.)
- Bleiben Sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bei dem Patienten
Mythos „Husten als Selbsthilfe“
Auf What´s App kursiert ein Kettenbrief, in dem als Hilfe zur Selbsthilfe bei einem Herzinfarkt empfohlen wird, sich durch Husten zu helfen. Betroffene sollten tief einatmen und dann aus der Tiefe der Lunge und verlängert husten. Dies solle alle zwei Sekunden ohne Unterbrechung wiederholt werden, bis Hilfe komme. Hierzu sagt Frank Schönmetzler: „Sicherlich ist es richtig, dass der Betroffene alles versuchen sollte, um nicht bewusstlos zu werden und weiterhin spontan zu atmen - aber die Anleitung im Kettenbrief ist medizinisch nicht belegt.“
Um effektiv helfen zu können, empfiehlt das BRK eine regelmäßige Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse. Nähere Infos zu Kursen in Kempten und dem Allgäu finden Sie unter https://www.kvoberallgaeu.brk.de/.