„Psychosoziale Kompetenz wird zunehmend wichtiger“
Jahreshauptversammlung der BRK-Bereitschaft Wertach
Die Mitglieder der BRK-Bereitschaft Wertach hatten in den zurückliegenden drei Jahren alle Hände voll zu tun – sei es an der örtlichen Covid-Teststation, bei Blutspendeterminen, Sanitätswachdiensten oder als Helfer vor Ort. Bereitschaftsleiter Winfried Tichacek führte den Besucherinnen und Besuchern der ersten Jahreshauptversammlung seit 2019 das geleistete Engagement eindrücklich vor Augen.
Von den insgesamt 23 Bereitschaftsmitgliedern sind 16 aktuell aktiv. Unter ihnen befinden sich Notfall- und Rettungssanitäter*innen, Rettungsdiensthelfer*innen, Pflegekräfte und Sanitäter:innen. Mit diesem fundierten sanitäts- und rettungsdienstlichen Fachwissen sind die Ehrenamtlichen sowohl als „Helfer vor Ort“ (HvO) zur Unterstützung des Regelrettungsdienstes als auch bei der Absicherung von Großveranstaltungen sehr gefragt.
„Finanzierung des HvO sollte diskutiert werden“
Die Mitwirkenden des HvO hatten zwischen 2020 und 2022 281 Einsätze. „Der HvO Wertach wird immer bei lebensbedrohlichen Notfällen alarmiert, bei denen ein Notarzt erforderlich ist. Jener kommt, je nach Einsatzort und Verfügbarkeit, aus Pfronten, Sonthofen, Immenstadt, Durach oder Hindelang zur Einsatzstelle. Wir als HvO Wertach überbrücken hier das sogenannte `therapiefreie Intervall´ und können Leben retten. Bei nicht lebensbedrohlichen Indikationen ohne Notarzt entscheidet die Integrierte Leitestelle, die `ILS Allgäu´, über eine Alarmierung“, erläuterte Winfried Tichacek. „Die Finanzierung des Einsatzmittels HvO erfolgt vor allem über die BRK-Bereitschaft selbst, über Spenden aus der Bürgerschaft, sowie durch Unterstützung seitens des BRK-Kreisverbandes Oberallgäu. Leider werden die HvO derzeit nicht über Mittel des Regelrettungsdienstes oder des Katastrophenschutzes des Freistaats Bayern gefördert“, bedauert er. „Es gibt keine Abrechnung der Einsätze. Die Hilfeleistung wird von den ehrenamtlichen Bereitschaften im Sinne unserer Satzung im Roten Kreuz erbracht. Das bedeutet, dass wir auch die Betriebskosten unseres Fahrzeugs komplett als Bereitschaft selbst tragen müssen. Darum sind wir auch auf Spenden angewiesen.“ Er wünsche sich hier auch eine Diskussion mit den Vertretern der Politik in Bayern, so der Bereitschaftsleiter.
Respekt gegenüber Einsatzkräften nimmt ab
In seinen Ausführungen betonte Tichaceck auch, dass die psychosoziale Kompetenz der Einsatzkräfte immer wichtiger werde. „Wir Wertacher Rotkreuzler sind im Dorf sozial verankert und verbleiben auch nach Einsatzende vor Ort bei den Angehörigen. Der Regelrettungsdienst muss ja auch bei schlimmen Notfällen mit Todesfolge zum nächsten Einsatz. Der nachgeforderte Kriseninterventionsdienst hilft dann bei der Betreuung.“ Was ihn und seine Kolleginnen und Kollegen in der letzten Zeit vermehrt zum Nachdenken bringe, sei, dass die Wertschätzung während eines Einsatzes sich verändere. „Der Respekt gegenüber einer Einsatzkraft nimmt ab. Es kommt leider immer wieder vor, dass wir bei unserer Arbeit behindert und `schräg angesprochen´ werden“, berichtete er und fügte hinzu: „Das ärgert uns!“
Beeindruckende Zahlen
Der Sanitätswachdienst lief nach zwei coronabedingt veranstaltungsschwachen Jahren 2022 wieder an. Die Wertacher Rotkreuzler waren bei allen Veranstaltungen in Wertach sowie bei regionalen großen Events wie der Allgäuer Festwoche, der Agrarschau Dietmannsried, dem Sonthofer Stadtfest, den Aufführungen und Konzerten auf der Freilichtbühne Altusried und einigen mehr mit zur Stelle, um die Erstversorgung der Besucherinnen und Besucher bei Blessuren und medizinischen Notfällen sicherzustellen. Allein beim mehrtägigen Trachtenfest in Wertach waren bis zu 15 Einsatzkräfte insgesamt 192 Stunden lang im Einsatz. Die Mitwirkung bei insgesamt acht Blutspendeterminen mit je 60 bis 90 Blutspender*innen summierte sich im Drei-Jahres-Zeitraum auf 240 Stunden. Beim Betrieb der Covid-Teststation des BRK in Wertach führten die Helferinnen und Helfer von April 2021 bis März 2022 bei 42 Testterminen 1.178 Schnelltests durch und wendeten dafür 810 Stunden auf. „Auch bei der Betreuung geflüchteter Menschen aus der Ukraine wirkten wir mit. Wir waren mit acht Bereitschaftsmitgliedern 70 Stunden in der Erstaufnahme in Rettenberg im Einsatz, welche verantwortlich von den BRK-Bereitschaften im Oberallgäu ehrenamtlich betrieben wurde.“
Dank an alle „Blauchlicht´ler“
Winfried Tichacek dankte seinem stellvertretenden Bereitschaftsleiter Sebastian Lichner und allen Wertacher Bereitschaftsmitgliedern für ihre Dienste und Motivation im Sinne des Leitbildes des Roten Kreuzes: „Nur mit Eurer Unterstützung können wir das alles leisten und machen.“ Sein Dank ging auch an die Gemeinde Wertach, die Mitarbeiter im Bauhof, die Kameradinnen und Kameraden in den anderen Bereitschaften, die Kreisbereitschaftsleitung, den Vorstand und die Geschäftsstelle des BRK im Kreisverband Oberallgäu sowie „an die anderen Blaulicht‘ler, die Feuerwehr Wertach, die BRK-Bergwacht Wertach und die BRK-Wasserwacht für ein tolles Miteinander.“