Rettungsdienst des BRK Oberallgäu legt Einsatzzahlen für 2022 vor
Mehr als 35.000 Einsätze und über 1 Million gefahrene Kilometer unter schwierigen Bedingungen
Der Rettungsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Kreisverband Oberallgäu hat seine Einsatzzahlen aus dem Jahr 2022 vorgelegt. In allen Bereichen war im Vergleich zu 2021 ein teils deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Statistisch gesehen rückten die Einsatzkräfte pro Tag rund einhundert Mal aus. Rettungsdienstleiter Peter Fraas beleuchtet die schwierigen Arbeitsbedingungen der Einsatzkräfte, die nicht selten an ihrer Belastungsgrenze arbeiten.
Die Gesamtzahl der Einsätze lag bei 36.614 – das sind 3.497 (!) mehr als im Vorjahr. Unterteilt ist diese Zahl in 4.295 Notfalleinsätze des sogenannten Landrettungsdienstes, bei dem die Rettungskräfte mit dem Fahrzeug von den BRK-Rettungswachen in Kempten, Durach, Altusried, Immenstadt, Oberstaufen, Sonthofen, Oberstdorf und dem Kleinwalsertal starten (2021: 4.075), weitere 5.964 Notarzteinsätze (2021: 5.548) sowie Krankentransporte. Letztere machten den größten Posten aus. Sie beliefen sich auf 13.381 und somit auf 1.449 mehr als im Jahr 2021. Hinzu kamen 12.947 nicht verrechnungsfähige Einsätze, wie z.B. Notarztzubringer, Werkstattfahrten, Gebietsabsicherungen oder klassische Fehleinsätze (2021: 11.562). Bei Letzteren handelt es sich um Einsätze, bei denen sich im Nachhinein zeigt, dass eine Alarmierung des Rettungsdienstes nicht notwendig gewesen wäre. „Diese Zahl stieg in den letzten Jahren auf rund 30 Prozent an“, sagt Peter Fraas. „Vor wenigen Jahren waren wir hier noch bei rund 10 bis 15 Prozent aller Patienten.“ Insgesamt legten die BRK-Einsatzkräfte im Jahr 2022 1.053.501 Kilometer zurück und somit fast 60.000 km mehr als 2021. Im Bereich der sogenannten Luftrettung kam der Rettungshubschrauber „Christoph 17“ 1.637 zum Einsatz.
„Die erhebliche Einsatzsteigerung war zugleich verbunden mit einer weiter ansteigenden Einsatzdauer von durchschnittlich 1,35 Stunden pro Einsatz. Angesichts dessen war es oftmals der Fall, dass die Rettungskräfte noch während der Übergabe im Krankenhaus bereits einen neuen Einsatz übermittelt bekamen. Der Druck war immens“, schildert Peter Fraas die herausfordernden Arbeitsbedingungen. Erschwerend hinzugekommen sei ein zunehmender, oftmals kurzfristiger Ausfall von Mitarbeitenden aufgrund von Krankheit. Für solche Fälle gibt es eigentlich die ordentliche Rufbereitschaft. Da es aber auch hier krankheitsbedingte Engpässe gab, habe diese oftmals nicht ausgereicht. „So wurden viele der Ausfälle von den verbliebenen Kolleginnen und Kollegen aufgefangen.“ Peter Fraas sieht hier ein grundsätzliches strukturelles Problem des Gesundheitssystems: „Während Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen ihre Dienste bei Personalengpässen notfalls einschränken können, steht der Rettungsdienst als Kompensator zwischen den Stühlen. Denn ein Abmelden von Diensten ist im Rettungsdienst nicht möglich. Unsere Leistungen müssen schließlich zum Schutz der Bevölkerung durchgehend vorgehalten werden.“ Die Notfall- und Rettungssanitäter seien - bei aller Liebe zum Beruf - einer enormen Arbeitsbelastung ausgesetzt, weiß er. „Es ist unerlässlich, dass wir vermehrt auf deren Gesundheit achten, um sie zu schützen und um nicht eine weitere Fluktuation aus dem Beruf zu beflügeln“, betont er. „Dazu wäre es notwendig, schnellstmöglich die Vorhaltungen aufzustocken, sprich mehr Personal einzustellen und gegebenenfalls mehr Fahrzeuge in Betrieb zu nehmen. So könnte die Belastung für die und den Einzelnen reduziert werden. Allerdings haben wir hierauf leider keinen Einfluss – die Vorhaltung wird über das Innenministerium gesteuert.“