Richtiger Umgang mit Hörbeeinträchtigungen
BRK-Haus der Senioren nimmt an Präventionsprogramm „Hören und Kommunikation“ teil
Sich mitteilen zu können, verstanden zu werden und andere verstehen zu können ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Doch im Alter lässt die Leistung des Gehörs häufig drastisch nach – und das hat negative Auswirkungen auf die Kommunikationsfähigkeit der Betroffenen und somit auf das soziale Miteinander. Die Mitarbeitenden des BRK „Haus der Senioren“ in Oberstdorf kennen die Problematik aus ihrem Arbeitsalltag. Sie nahmen nun als eine der ersten Einrichtungen bayernweit an dem Präventionsprogramm „Hören und Kommunikation in Pflegeeinrichtungen“ teil, das sich mit der gezielten Förderung von Seniorinnen und Senioren mit Hörbeeinträchtigungen auseinandersetzt.
Die Verschlechterung des Hörvermögens erfolgt meist in einem schleichenden Prozess. Schätzungen zufolge sind rund 60 Prozent der über 60-Jährigen von einer Altersschwerhörigkeit betroffen. Mit einer Hörhilfe versorgt sind aber nur etwa 15 Prozent von ihnen, berichten die Initiatoren des Programmes. „Wer nicht gut hört, tut sich schwer mit der Kommunikation. Es fällt den Betroffenen dann schwer, Gesprächen zu folgen und sich aktiv an Unterhaltungen und Gruppenaktivitäten zu beteiligen. Derartige Situationen sind nicht selten von Missverständnissen und Stress geprägt, was oft zu einem Rückzug führt“, weiß Melanie Engel, die Einrichtungsleiterin des BRK „Haus der Senioren.“ „Neben dieser Isolation erhöhen Hörbeeinträchtigungen auch das Demenzrisiko, das durch den Verlust von Information verstärkt wird.“
Im Rahmen des Präventionsprogramms „Hören und Kommunikation in Pflegeeinrichtungen“, das durch das Blindeninstitut Würzburg durchgeführt wird, fanden in der Senioreneinrichtung Schulungen und Selbsterfahrungsübungen für die Mitarbeitenden statt. Zusammen mit dem Präventionsteam wurde zunächst die Ausgangssituation vor Ort in den Blick genommen. „Dabei zeigte sich, dass wir im Hinblick auf Hörhilfen und alternative Kommunikationsstrategien bereits gut aufgestellt sind, denn wir arbeiten schon seit längerer Zeit an diesen Themen“, so Melanie Engel. „Im Zuge des Projektes wurden nun auch Kooperationen mit HNO-Ärzten und Hörakustikern vor Ort angestoßen und Termine für weitere Hörüberprüfungen bei den Bewohnerinnen und Bewohnern vereinbart.“ Die Fortbildung sei sehr interessant für das gesamte Team gewesen, zieht sie Bilanz. „Es gab beispielsweise einen Erlebnis-Parcours mit Stationen, bei denen die Mitarbeitenden mit Ohropax und Kopfhörern erleben konnten, wie es sich anfühlt, wenn man eine Hörbeeinträchtigung hat. Das schärft das Verständnis für unsere Bewohnerinnen und Bewohner, die hiervon betroffen sind und die wir bestmöglich unterstützen möchten.“
Eckdaten des Präventionsprogramms
An dem Präventionsprogramm beteiligen sich die Pflegekasse bei der AOK Bayern, die Betriebskrankenkassen in Bayern, die IKK classic, die KNAPPSCHAFT und die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau – SVLFG als Landwirtschaftliche Pflegekasse im Rahmen der Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI. Dadurch ist die Teilnahme für stationäre Pflegeeinrichtungen kostenfrei. Die wissenschaftliche Evaluation der Präventionsmaßnahme des Blindeninstituts Würzburg erfolgt in Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln und wird durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert. Stationäre Pflegeeinrichtungen, die sich für die Teilnahme interessieren, finden alle Informationen dazu auf der Webseite der Blindeninstitutsstiftung: www.blindeninstitut.de/hoeren-und-kommunikation