Spannende Großübung der Rettungshunde
100 Mitwirkende probten Katastrophenszenario auf dem Truppenübungsplatz Füssen
Die Rettungshundestaffel der Bereitschaften im BRK Kreisverband Oberallgäu führte im Rahmen ihres 10-jährigen Jubiläums auf dem Truppenübungsplatz Füssen eine große Übung zur Vermisstensuche durch. Daran nahmen nicht nur 24 Rettungshundeteams aus ganz Schwaben Süd-West sowie eine befreundete Staffel aus Luxemburg teil, sondern auch verschiedene Oberallgäuer Feuerwehren, die Bergwacht, die DLRG, die BRK-Motorradstreife, das Jugendrotkreuz sowie zahlreiche weitere Einsatzdienste der BRK-Bereitschaften Oberallgäu. Insgesamt stellten sich rund 100 Teilnehmende dem fiktiven Katastrophenszenario.
Organisiert hatte die Großübung der Gründer und langjährige Leiter der Rettungshundestaffel der BRK-Bereitschaften Oberallgäu, Prof. Dr. Christoph Tiebel (er ist aktueller Landesfachdienstleiter Rettungshundearbeit im Bayerischen Roten Kreuz sowie Bundesfachberater im Deutschen Roten Kreuz). Ziel war es, das Zusammenspiel des komplexen Hilfeleistungssystems zu erproben. „Rettungshundearbeit heißt ja nicht nur, Hund und Hundeführer zur Vermisstensuche in den Wald zu schicken und den Patienten zu finden, sondern auch, diesen anschließend sanitätsdienstlich zu versorgen und schließlich zur weiteren medizinisch adäquaten Behandlung weiter zu transportieren. Um dies zu gewährleisten, müssen viele Helferinnen und Helfer reibungslos Hand in Hand zusammenarbeiten. So etwas muss man üben“, erklärt er.
Vielschichtiges Katastrophenszenario
Alle Teilnehmenden mussten sich auf ein vorgegebenes Szenario einstellen. Dieses besagte, dass im Allgäu eine Großübung der Bundeswehr stattfand, als das Gebiet von einem sogenannten Extremwetter heimgesucht wurde. Infolgedessen kam es zu einem massiven Einsatzaufkommen des Rettungsdienstes, des Katastrophenschutzes und fast aller Hilfsorganisationen aus der Region Ostallgäu. Auch die Bundeswehrangehörigen beteiligten sich an den Rettungseinsätzen. Somit war das Gros an Hilfskräften gebunden. Unterdessen kam es auf dem Truppenübungsplatz zu einem Zwischenfall: eine Gruppe von 20 Soldaten absolvierte einen Fallschirmabsprung aus einem Hubschrauber, bei dem eine unbestimmte Zahl von ihnen in eine Windbö geriet und anschließend als vermisst galt. Zugleich ging bei der Integrierten Leitstelle ein Hilferuf besorgter Eltern ein. Eine Gruppe Jugendlicher soll ausgerechnet zur selben Zeit auf dem Truppenübungsplatz verbotenerweise eine Schuljahresabschlussparty gefeiert haben. Auch sie wurden von dem Unwetter überrascht. Ein Jugendlicher hatte sich bei den Eltern gemeldet und von einem Blitzeinschlag auf dem Campgelände berichtet, ebenso wie von einem Hubschrauber und „dunklen Gestalten“ (den Fallschirmspringern), vor denen eine unbekannte Anzahl der Jugendlichen geflüchtet seien. Kleidungsstücke der Jugendlichen konnten gesichert werden.
Riesiges Suchgebiet
Die Aufgabe der Rettungshundestaffeln war es nun, die vermissten Soldaten und Jugendlichen auf dem riesigen Areal zu finden, das dazu in 19 Suchgebiete mit einer Größe von jeweils 10.000 qm bis 40.000 qm eingeteilt worden war. „Da die Teams nicht wussten, wie viele Personen fehlen, musste jedes Suchgebiet akribisch durchkämmt werden. Manche Gebiete wurden sogar zweimal durchsucht“, so Tiebel. Dabei kamen 24 Flächensuchteams sowie 3 Mantrailer zum Einsatz.
Komplexe Verzahnung muss geübt werden
Die anderen anwesenden Fachdienste unterstützten den Einsatz tatkräftig. Christoph Tiebel zählt auf: „Die Feuerwehren aus Waltenhofen und Hegge hatten Versteckpersonen und Mimen mitgebracht, die das Jugendrotkreuz realitätsnah mit verschiedenen Verletzungen geschminkt hatte. Die Motorradstreife der BRK-Bereitschaften Oberallgäu übernahm die Lotsendienste der Einsatzkräfte nach Füssen und innerhalb des Schadensgebietes. Die Schnelleinsatzgruppe Technik und Sicherheit der BRK-Bereitschaft Altusried-Dietmannsried sorgte für den Strom und vor allem für die Sicherheit der 17 Mimen. Die Schnelleinsatzgruppe Information und Kommunikation des BRK Kreisverbandes Oberallgäu stellte die Kommunikationsinfrastruktur sicher und ermöglichte somit den Kontakt zwischen den Suchteams und der Einsatzleitung. Die Sanitätseinsatzleitung mit einem organisatorischen Leiter und einem leitenden Notarzt strukturierte den Einsatz und führte ihn. Die BRK-Bergwacht war mit ihrem Technikfahrzeug LKDL vor Ort und unterstützte die Personensuche mit Drohnen. Die Schnelleinsatzgruppe Behandlung der BRK-Bereitschaft Oberstaufen baute eine Patientenablage mit einer Sanitätsstation auf und kümmerte sich dort um die „Verletzten“. Eine kleine Betreuungseinheit versorgte die Einsatzkräfte mit Essen und Trinken.
Nach rund fünf Stunden der intensiven Übung konnten alle Beteiligten den herausfordernden fiktiven Einsatz erfolgreich beenden. Christoph Tiebel zieht ein positives Fazit: „Die verschiedensten Einheiten der Blaulichtorganisationen haben eindrucksvoll ihr Können bewiesen und auch, wie wichtig es ist, bei der Vermisstensuche eng zusammenzuarbeiten.“ Von den Plänen des bayerischen Innenministeriums, künftig Suchhunde egal welcher privaten Initiative oder Hilfsorganisation bei Vermisstensuchen einzusetzen, hält er wenig: „Genau diese Art der verzahnten Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen wäre in der neuen Konstellation nicht möglich.“