Erste Hilfe bei typischen Silvesterverletzungen
Rettungsdienstleiter des BRK gibt Tipps für das richtige Handeln bei Verletzungen an Händen und Augen
Die Silvesternacht ist für die meisten Menschen eine Gelegenheit zum ausgelassenen Feiern. Für die Mitarbeitenden des Rettungsdienstes hingegen herrscht in dieser Nacht Hochkonjunktur. Peter Fraas, Rettungsdienstleiter beim BRK Kreisverband Oberallgäu, nennt die häufigsten Verletzungsarten, mit denen es die Notfallretter zum Jahreswechsel zu tun haben.
„Der viel zu arglose oder fahrlässige Umgang mit Silvesterkrachern sorgt leider jedes Jahr für schwerwiegende Verletzungen an Augen, Gesicht und Händen. Dazu gehören in erster Linie Verbrennungen, aber auch blutende Wunden bis hin zu abgerissenen Fingern“, berichtet Peter Fraas. „Hinzu kommen Probleme aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums, wie etwa Alkoholvergiftungen.“
Im Fall von Verbrennungen rät der Fachmann: „Sofern diese die Größe der Handfläche der betroffenen Person nicht überschreiten, können sie kurze Zeit mit lauwarmem Leitungswasser gekühlt werden. Großflächigere Verbrennungen dürfen nicht gekühlt werden - sie sind ein Fall für den Notarzt, ebenso wie stark blutende Wunden.“
Explodiere ein Böller in der Hand, könne dies bis hin zum Verlust von Fingern führen. „In diesem Fall gilt es, sofort den Rettungsdienst unter der 112 zu alarmieren. Versuchen Sie den abgerissenen Finger zu sichern, indem Sie ihn zunächst in ein möglichst keimfreies, zumindest aber frisch gewaschenes Stück Stoff einwickeln, dann in einen Plastikbeutel, wie beispielsweise einen Gefrierbeutel, geben und diesen sicher verschließen. Diesen Beutel geben Sie in einen zweiten Plastikbeutel, welchen Sie mit kaltem Wasser und Eiswürfeln füllen. Der abgerissene Finger in der inneren Tüte sollte ganz von dem kühlenden Wasser umschlossen sein, aber keinesfalls in direkte Berührung damit kommen. Durch diese Maßnahme besteht die Chance, dass er in der Klinik wieder angenäht und somit gerettet werden kann.“
Auch Augenverletzungen seien ein häufiges Problem im Zusammenhang mit Silvesterfeuerwerk. „Oft handelt es sich dabei um Verbrennungen durch Funkenflug oder um Verletzungen durch eingedrungene Fremdkörper“, so Peter Fraas. „In beiden Fällen sollte umgehend der Notruf 112 gewählt werden.“ Sein wichtiger Tipp: „Verbinden Sie bei einer Augenverletzung immer beide Augen, damit das verletzte Auge nicht mehr bewegt wird.“
Ein weiteres großes Problem stelle der übermäßige Alkoholkonsum dar. „Grundsätzlich ist es sinnvoll, vor der Feier genügend zu essen und zu jedem Glas Alkohol ein großes Glas Wasser zu trinken“, rät der erfahrene Notfallsanitäter. „Ein leichter Rausch ist noch kein Notfall. Wer aber anfängt zu lallen oder unsicher zu gehen, sollte auf Anti-Alkoholisches umsteigen. Wenn eine Person durch überhöhten Alkoholgenuss zusammenbricht, ist das kein Spaß, sondern potenziell lebensbedrohlich“, warnt er. „So etwas muss unbedingt ernst genommen werden! Bleibt die oder der Betroffene auch nach wiederholtem Ansprechen bewusstlos, müssen unbedingt sofort Atmung und Puls überprüft und der Rettungsdienst alarmiert werden!“ Die betroffene Person müsse in die stabile Seitenlage gebracht und möglichst warmgehalten werden, sonst drohe in einer kalten Silvesternacht im Freien eine gefährliche Unterkühlung. „Sollten kein Puls oder Atmung vorhanden sein, muss bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden!“ Die meisten Notfälle in der Silvesternacht seien vermeidbar, mahnt Peter Fraas und bittet die Bevölkerung um verantwortungsvolles Handeln.