BRK-"Schwabentornado": Großübung der Rettungshundestaffeln
16 Rettungshundeteams 48 Stunden im gesamten Allgäu unterwegs
Am vergangenen Wochenende (6.-8.9.2024) fand im Allgäu eine 48 Stunden dauernde Großübung von bayerischen und baden-württembergischen Rettungshundestaffeln des Roten Kreuzes statt. Die Mitglieder der Staffeln waren an insgesamt neun (fiktiven) Schadensorten im Einsatz, unter anderem an der Freilichtbühne Altusried und in der Jägerkaserne in Sonthofen. Im Lauf von zwei Tagen wurden die Teams einem echten Stresstest unterzogen.
Im Rahmen der Übung, die unter dem Namen „Schwabentornado“ lief, trainierten 16 ehrenamtliche und in der Trümmersuche geprüfte Rettungshundeteams intensiv den Einsatz nach einem Tornado. Das hypothetische Szenario sah vor, dass dieser übers Land gefegt war und neben viel Verwüstung auch zahlreiche Verschüttete und Vermisste hinterlassen hatte.
Die Organisatoren der Übung hatten dazu an neun Schadenstellen im ganzen Allgäu (neben den eingangs genannten gehörten hierzu u.a. auch das Werk der Firma Geiger in Dodels bei Betzigau und das BK-Kieswerk in Bad Wörishofen) Szenarien vorbereitet, denen sich die Einsatzkräfte mit ihren geschulten Rettungshunden stellen mussten. Die Teilnehmer und ihre Vierbeiner wurden dabei auf Herz und Nieren geprüft und mussten zeigen, wie sie beispielsweise in Stresssituationen, unter Schlafmangel und in wahllos zusammengewürfelten Teams unter erheblicher (gespielter) Eigengefährdung arbeiten können.
Christoph Tiebel, Bundesfachberater Rettungshundearbeit des Deutschen Roten Kreuzes und Mitglied der Rettungshundestaffel der BRK-Bereitschaft Waltenhofen, gehörte zu den Organisatoren der Übung. Er berichtet: „Der DRK-Bundesverband möchte drei große Regionalgruppen - Süd, West und Nordost - für solche Schadensfälle im Inland aufbauen. Die Übung dauerte 48 Stunden nonstop. Die Rettungshundeteams waren in fünf Gruppen teilweise bis zu 12 Stunden am Stück, bei tagsüber bis zu 30 Grad Celsius, im Einsatz. In dieser Zeit erreichten sie 67 Alarmierungen. Das heißt, die Teams mussten zu jeder Tages- und Nachtzeit zu Vermisstensuchen auf meist herausforderndem Terrain ausrücken. Dabei legten sie im Lauf der zwei Tage insgesamt rund 700 km Fahrstrecke zurück.“ Geschlafen wurde zwischendurch auf Feldbetten in fünf großen SG-30-Zelten des Katastrophenschutzes. „Die Teilnehmer wurden bewusst an ihre Grenzen gebracht“, gibt Tiebel zu, „Ziel war unter anderem, sich zu fragen: `Bin ich mit meinem Hund für so eine Aufgabe geeignet?´ und zu einer Selbsteinschätzung darüber zu gelangen.“
Das Großschadensmodul sei „eine riesige logistische und eine wahnsinnige organisatorische Meisterleistung“ gewesen, verrät er. „Neben den Mensch-Hund Teams war eine sehr große Unterstützungsgruppe von ca. 50 Personen in die Übung eingebunden. Dazu gehörten die Einsatzleitung, knapp 20 Versteckpersonen, sieben Fahrer sowie mehrere Einheiten der BRK Bereitschaften Oberallgäu.“ Letztere umfassten die Schnelleinsatzgruppe Information und Kommunikation Oberallgäu, die den Teilnehmenden im Bereitstellungsraum in Bodelsberg WLAN bereitstellten, „da dort Handy- und Funkempfang schwierig ist.“. Die Schnelleinsatzgruppe Technik und Schnelleinsatzgruppe der BRK Bereitschaft Altusried-Dietmannsried sorgte für Strom und Licht. Und die SEG Verpflegung der BRK Bereitschaft Kempten war für Frühstück und Lunchpakete am Sonntag zuständig. Hinzu kamen rund 20 Beobachter, zum Teil aus der Industrie, dem Sozialmanagement und anderen Sparten des BRK. Die Mitglieder der Rettungshundestaffel der BRK-Bereitschaft Waltenhofen waren als Versteckpersonen, Helfer, Fahrer und Beobachter sowie in der Planung und Organisation tätig.
Christoph Tiebel zieht ein positives Fazit: „Hinter uns liegt ein sehr erfolgreiches, lehrreiches, spannendes und sehr anstrengendes Wochenende mit vielen neuen Erkenntnissen und Erfahrungen. Übungen wie diese sind enorm wichtig, um auf Großschadenlagen und Naturkatastrophen vorbereitet zu sein.“