Im Eis eingebrochen - was tun?
BRK-Wasserwacht gibt Tipps zur Rettung bei Eiseinbruch und Unterkühlung
Wenn es wie jetzt über einen längeren Zeitraum frostig kalt ist, sind viele Teiche, Seen und Flüsse zugefroren. Die Eisflächen sind nicht nur für Kinder sehr verlockend. Dabei ist allerdings größte Vorsicht geboten, denn die Tragfähigkeit der Eisdecke ist schwer einzuschätzen. „Erst ab etwa fünfzehn Zentimetern Dicke kann Eis mehre erwachsene Personen tragen“, betont Johannes Weizenegger von der Wasserwacht Kempten „Um die zu erreichen, sind in Abhängigkeit der Minusgrade mehrere Wochen nötig. Wärmere Tage wie wir sie im Allgäu zuletzt hatten, lassen das Eis hingegen rapide dünner werden“, warnt er und ergänzt: „Im Eis einzubrechen ist unter anderem deshalb sehr gefährlich, weil die Unterkühlung schon nach wenigen Minuten zum Ertrinken führt.“ Worauf man vor dem Gang aufs Eis achten muss und wie man ins Eis eingebrochenen Personen helfen kann, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen, lesen Sie hier.
„Eisflächen können unterschiedlich dick sein, zum Beispiel aufgrund von Strömungen oder Zuläufen. Von außen, beziehungsweise oben, kann man das aber meist nicht erkennen“, weiß Johannes Weizenegger. Aufs Eis geworfene Steine seien keine zuverlässigen Hinweisgeber für dessen Tragfähigkeit. Diese hänge nicht nur von der Dicke des Eises ab, sondern auch von der Anzahl der Personen, deren Abstand untereinander, deren Gewicht und von der Art der Bewegung - Hüpfen stelle eine andere Belastung dar als Gehen. Wo zuvor schon Löcher im Eis waren, sei die Einbruchgefahr besonders hoch. „Knistern, Knacken und Knirschen im Eis deuten auf eine mögliche Einbruchgefahr hin. Legen Sie sich in dem Fall sofort flach aufs Eis und kriechen Sie von der Eisfläche, möglichst auf demselben Weg, auf dem Sie gekommen sind“, rät der Experte.
Tipps zur Selbstrettung
„Wenn Sie selbst ins Eis eingebrochen sind, breiten Sie sofort die Arme aus, um ein Untertauchen unter das Eis zu verhindern“, rät Johannes Weizenegger. „Rufen Sie laut um Hilfe und bewahren Sie Ruhe. Brechen Sie brüchiges Eis mit den Ellbogen oder Fäusten weg, bis sie an einen festen, tragfähigen Eisrand gelangen. Dieser liegt in aller Regel in der Richtung, aus der Sie gekommen sind. Versuchen Sie dann, sich mit Armen, Beinen und Körper seitlich auf das Eis hinaufzuschieben oder mit dem gesamten Oberkörper auf den Eisrand zu gelangen und durch Beinschläge wie beim Brustschwimmen darauf zu robben. Bricht das Eis immer wieder ein, versuchen Sie, sich zum nächstgelegenen Ufer durchzubrechen.“ Für den Fall, dass der Eingebrochene unter die Eisfläche geraten ist, rät er: „Wenn man von unter Wasser nach oben schaut, ist die Einbruchsstelle bei schneebedecktem Eis als heller Fleck erkennbar, bei blankem Eis ist es hingegen ein dunkler Fleck!“
Tipps zur Fremdrettung
„Wichtig bei der Fremdrettung ist es, auf die eigene Sicherheit zu achten, denn Menschen, die im Eis eingebrochen sind, entwickeln in Todesangst enorme Kräfte“, warnt Johannes Weizenegger. „Setzen Sie sofort einen Notruf unter 112 ab und rufen Sie möglichst weitere Personen zu Hilfe. An manchen Gewässern sind Hilfsmittel wie Rettungsringe, -leinen oder Leitern deponiert. Verwenden Sie diese. Ist der Eingebrochene vom Ufer aus nicht direkt erreichbar, sichern Sie sich, wenn irgend möglich, zunächst selbst, zum Beispiel mit einem Seil. Nähern Sie sich der Einbruchstelle am besten auf einem großflächigen Gegenstand liegend, etwa einer Leiter oder einem Brett, so verteilt sich das Körpergewicht besser.“ Seien mehrere Retter vor Ort, sollten diese sich gegenseitige mit Leinen, Schals oder Ähnlichem sichern und mit maximalem Abstand kriechend auf dem Eis fortbewegen.
„Ganz wichtig: Reichen Sie dem Verunglückten niemals die eigene Hand - er könnte sie in Panik mit ins Wasser ziehen! - sondern einen Gegenstand wie eine Leine, einen Schal oder einen Ast und ziehen Sie ihn damit aus dem Wasser. Kann sich der Betroffene kältebedingt nicht mehr selbst an dem Gegenstand festhalten, versuchen Sie ihn unter Beachtung des Eigenschutzes aus dem Eisloch zu ziehen oder zumindest am Eisloch festzuhalten. Sprechen Sie mit dem Verunglückten.“
Bergungstod vermeiden
Nach der Rettung dürfe der Verunglückte möglichst nicht bewegt und keinesfalls aktiv aufgewärmt werden – sonst drohe der sogenannte Bergungstod. „Bei unterkühlten Personen wird nur noch der Körperkern, also Organe, Gehirn und Herz mit warmem Blut versorgt. Die Extremitäten kühlen sehr stark ab“, erklärt der erfahrene Wasserretter. „Wenn nun die Blutzirkulation durch Bewegung, Reiben oder kreislauffördernde Getränke angeregt wird, gelangt zu schnell kaltes Blut zu den lebenswichtigen Organen. Dies kann zu Organversagen und Herz-Kreislauf-Stillstand führen.“ Darum sollte der Verunglückte mit möglichst wenigen Bewegungen flach am Ufer oder in einem warmen Raum gelagert werden. Hilfreich sei es, nasse Kleidung vorsichtig auszuziehen und die Person behutsam in warme Decke und Rettungsdecken zu hüllen. „Kontrollieren Sie immer wieder das Bewusstsein des Betroffenen. Versuchen Sie, die Person durch Sprechen wach zu halten. Warme, zuckerhaltige Getränke dürfen verabreicht werden, keinesfalls jedoch Alkohol, Kaffee oder Schwarztee! Bei Bewusstlosigkeit und normaler Atmung bringen Sie den Betroffenen vorsichtig in die stabile Seitenlage. Bei nicht normaler Atmung oder Herz- Kreislaufstillstand bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen, also 30 Mal Herzdruckmassage und zweimal Beatmen im Wechsel.“
Foto: Johannes Weizenegger, BRK OA
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Mitglieder der Wasserwacht werden in der Bergung von im Eis eingebrochenen Personen geschult.
Foto: Boris Diehl, DRK e.V.
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