Jubiläum: Wasserwacht Kempten bietet seit 50 Jahren „Schwimmen für Menschen mit Behinderung“ an
Feierstunde für die aktiven Ehrenamtlichen – Freiwillige Helfer für die Zukunft für „Schwimmen mit Handicap“ gesucht

Seit dem Jahr 1969 bietet die Wasserwacht Kempten in den Wintermonaten „Schwimmen für Menschen mit Behinderung“ an. 50 Jahre lang verbrachten durchschnittlich 35 Teilnehmer, begleitet von jeweils rund 20 Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes Oberallgäu glückliche Stunden im Wasser. „Von Oktober bis März treffen wir uns alle vierzehn Tage im Hallenbad“, erzählt Gottfried Ertl, ein Helfer der ersten Stunde. Er war dabei, als das Projekt im Waltenhofener Hallenbad startete. Auch wenn dieses Hallenbad schon längst Geschichte ist, Ertl blieb dem besonderen Freizeitangebot treu und erlebte dabei auch so einiges. „Wir haben die Rollis viele Jahre die Treppe hinunter getragen, weil es im Hallenbad der Robert-Schumann-Schule St. Mang keinen Aufzug gab.“ Ein Kraftakt, der 1993 mit dem Einbau eines Hydrauliklifts ins Becken und schließlich 2001 mit dem Einbau eines Personenaufzugs endgültig vorbei war.
Was macht es für die Ehrenamtlichen so besonders, an diesem Projekt mitzuwirken? Im Becken herrscht immer gute Stimmung. Jeder Teilnehmer kann sich seinen Fähigkeiten entsprechend bewegen. Es wird viel gelacht und die Augen der Schwimmenden glänzen vor Freude. Im Wasser fühlen sich alle so leicht, sie spüren die Handicaps nicht und verbringen eine glückliche Zeit. Solche Rückmeldungen bekommt Ulrike Finkenzeller von den Helfern. Sie leitet beim Kreisverband Oberallgäu die Servicestelle Ehrenamt und ist seit 2018 für die Organisation dieses besonderen Schwimm-Angebots zuständig. Auch der eine oder andere Wunsch, wie eine besondere Föhnfrisur oder Fingernägel lackieren, werde erfüllt. „Das sind kleine Freuden, die das Schwimmen so wertvoll für alle Beteiligten machen“, erzählt die Ehrenamtsbeauftragte.
Finkenzellers Vorgänger war im Jahr 1969 Mitgründer Martin Waibl (2001 verstorben) als Mann der ersten Stunde. Ihm folgte Walter Weith ab 1979. „Ich war über drei Jahrzehnte Leiter von „Schwimmen für Menschen mit Behinderung“, so der seit 1949 in der Wasserwacht leidenschaftlich Aktive. Dank seines Organisationstalents erlebte das Projekt einen großen Aufschwung. Weith akquirierte mit vielseitiger Öffentlichkeitsarbeit erfolgreich Spendengelder, um das Projekt weiterzuentwickeln.
DRK Ehrennadel für Walter Weith
Im Jahr 2010 gab er sein Amt an Klaus Sachs ab. Als PC-Dozent fand Weith jedoch sofort ein neues Betätigungsfeld im BRK. So kamen unzählige ehrenamtliche Stunden für das Rote Kreuz zusammen. Grund für Sabine Blodau, Vorsitzende der Kreiswasserwacht Oberallgäu, Walter Weith im Rahmen der Jubiläumsfeier mit der DRK Ehrennadel für 70 Jahre aktive Mitgliedschaft auszuzeichnen.
Rudi Patzon ist seit 22 Jahren aktiv beim Schwimmen für Menschen mit Behinderung dabei. Er koordiniert den Bereich Umkleiden und Transport für die männlichen Teilnehmer. „Ich weiß genau, wie es jeder gerne hat.“ Der eine Teilnehmer braucht viel Zeit und Ruhe beim Umziehen und macht alles alleine. Ein anderer schätzt dagegen tatkräftige Unterstützung. „Mein Ziel ist immer, dass alle in Harmonie und Zufriedenheit ins Wasser gleiten und danach auch wieder entspannt bis zurück in die Busse des Fahrdienstes gelangen.“ Für seine Verdienste erhielt er ebenso wie Gottfried Ertl im Rahmen der Feierstunde die Henry-Dunant-Medaille überreicht.
Neben diesen Urgesteinen engagiert sich Wolfgang Schneider, Nachfolger von Inge Seidel, als speziell dafür ausgebildeter sportlicher Übungsleiter. Mit Herzblut dabei war auch der kürzlich verstorbene Wolfgang Koch. Unermüdlich kümmerte er sich jahrzehntelang um sämtliche technischen Fragen und gab all sein Wissen an den neuen technischen Leiter Michael Friedl weiter. Noch ein weiterer Wasserwachtler mit über 30 Dienstjahren, Hannes Weizenegger, dreht ein wichtiges Rädchen beim Behindertenschwimmen: Er kümmert sich um das Erwärmen des Wassers auf 33 Grad. „Sonst wäre es zu kalt für die Teilnehmer mit Bewegungseinschränkungen“, erklärt Fachmann Weizenegger.
Helfer und Sponsoren für "Schwimmen mit Handicap" gesucht
Damit das Angebot unter dem neuen Projektnamen „Schwimmen mit Handicap“ auch in Zukunft besteht, sucht das Rote Kreuz Oberallgäu ehrenamtliche Helfer und Sponsoren. Die Termine sind in der Zeit von Oktober bis März vierzehntägig jeweils donnerstags in der Zeit von 19 bis 21 Uhr im Hallenbad der Robert-Schumann-Schule. Weitere Auskünfte erteilt Ulrike Finkenzeller, Tel. 0831/52292-25 oder per Mail finkenzeller@kvoa.brk.de.