Letzter Erste-Hilfe-Kurs häufig mehr als zehn Jahre her
BRK Oberallgäu appelliert anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“, das Wissen aufzufrischen
Jeden Tag retten Menschen Leben, indem sie Erste Hilfe leisten, sei es bei Verkehrsunfällen oder bei Unfällen und plötzlichen gesundheitlichen Problemen zu Hause, unterwegs oder am Arbeitsplatz. „Um helfen zu können, müssen die nötigen Handgriffe möglichst gut sitzen“, sagt Frank Schönmetzler, Ausbildungsleiter beim BRK Oberallgäu. „Doch viele sind schon bei ganz grundlegenden Dingen unsicher, etwa, wie die stabile Seitenlage funktioniert oder wie man bei starken Blutungen einen Druckverband anlegt.“ Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Roten Kreuz unterstreicht dies: bei 55 Prozent der Bevölkerung liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs mehr als zehn Jahre zurück. Und je länger der letzte Kurs zurückliegt, umso mehr verblasst tendenziell das Wissen. Anlässlich dieses Ergebnisses und der aktuellen Woche der Wiederbelebung (16.-22.9.2024) rät Frank Schönmetzler: „Wir empfehlen alle zwei Jahre einen Auffrischungskurs. Dabei kann man innerhalb von ein paar Stunden das Wissen erneuern, das man braucht, um jemandem im Notfall helfen zu können.“
Gerade beim plötzlichen Herztod - einer der häufigsten Todesursachen in Deutschland - ist schnelles Handeln essenziell. An ihm sterben statistisch circa 200 Personen pro Tag. Die Dunkelziffer ist hoch. Zum Vergleich: Im Straßenverkehr kommen weniger als acht Menschen pro Tag um. „Beim plötzlichen Herz- und Kreislaufstillstand können bereits nach wenigen Minuten irreversible Schäden auftreten. Das Gehirn überlebt in einem solchen Fall nur drei bis fünf Minuten. Deshalb ist es besonders wichtig, die Symptome schnell zu erkennen und umgehend zu handeln, denn in dieser Zeit kann der Rettungsdienst nur selten vor Ort sein“, betont Frank Schönmetzler. Angaben des Deutsches Reanimationsregisters zufolge beginnen Laien hierzulande jedoch nur in circa 50 Prozent aller Fälle überhaupt mit Wiederbelebungsmaßnahmen, also mit Herzdruckmassage und Beatmung oder auch mit dem Einsatz eines Defibrillators. Die Überlebensrate liegt derzeit bei gut 10 Prozent.
„Wenn mehr Menschen die einfache Leitformel für die Reanimation `Prüfen. Rufen. Drücken.´ kennen würden, könnten sicherlich sehr viel mehr Leben gerettet werden“, ist er überzeugt. Was mit dieser Formel gemeint ist, kann er in wenigen Worten erklären: „`Prüfen´ heißt, zu überprüfen, ob die betroffene Person reagiert und ob sie atmet. Wenn dies nicht der Fall ist, heißt es `Rufen´ – also den Notruf 112 wählen. Schritt 3, `Drücken´, bedeutet, sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Dabei muss man fest und schnell 5 bis 6 Zentimeter tief in der Mitte des Brustkorbs 100- bis 120-mal pro Minute drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft.“ Die Formel könnten auch schon Kinder umsetzen, weshalb sich das Rote Kreuz bundesweit schon seit Jahren dafür einsetze, dass bereits Schülerinnen und Schüler mit den wichtigsten Maßnahmen vertraut gemacht werden. „Fit in Erster Hilfe zu werden, geht ganz schnell“, versichert Frank Schönmenzler. Das BRK Oberallgäu bietet im gesamten Oberallgäu und in Kempten regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse an. Diese dauern nur einen Tag und kosten 70 Euro. „Das ist wirklich gut investiertes Geld“, findet der Experte. In manchen Fällen beteilige sich die Krankenkasse auf Antrag an den Kosten.
Termine für Erste-Hilfe-Kurse (auch für Erste Hilfe am Kind) des BRK Oberallgäu gibt es unter https://www.kvoberallgaeu.brk.de oder direkt unter https://www.kurs-anmeldung.de/go.dll?Lic=2328
Informationen zur Umfrage
Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Civey hat für das Deutsche Rote Kreuz vom 05.08. bis 06.08.2024 online 2.500 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Dabei gaben nur 17,1 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie innerhalb der letzten zwei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs besucht haben. Bei 41 Prozent liegt der letzte Kurs mehr als 15 Jahre zurück, 3,5 Prozent haben laut Umfrage noch nie einen Kurs absolviert. Die Umfrage macht ebenfalls deutlich, dass das Wissen tendenziell nachlässt, umso länger der letzte Kurs zurückliegt. Viele Menschen würden laut DRK erst dann einen Kurs machen, wenn sie jemanden pflegen, sie es verpflichtend machen müssen oder eine Notsituation erlebt haben, in der sie nicht wussten, wie sie richtig hätten helfen können.