Unterstützung für den „Fels in der Brandung“
Kriseninterventionsteams nehmen Spende der Sparkasse Allgäu entgegen
Nach schweren Unglücken, einem Unfall mit Todesfolge, einem Suizid, Gewaltverbrechen oder anderen psychisch traumatisierenden Ereignissen, Notfällen oder Katastrophen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krisenintervention ein Fels in der Brandung. Sie stehen den unverletzten Zeugen, Angehörigen und auch Rettungskräften in den ersten Stunden nach dem Geschehnis zur Seite. „Ich habe höchsten Respekt vor Ihnen und Ihrer Arbeit“, so Christian Böck, Marktbereichsleiter Sonthofen bei der Sparkasse Allgäu. Er übergab den Teamleitungen der Kriseninterventionsteams der BRK-Bereitschaften Oberallgäu einen symbolischen Scheck in Höhe von rund 4.350 Euro vonseiten der Sparkassenstiftung Allgäu.
Susanne Reinsch (Teamleitung Krisenintervention Oberallgäu Süd beim BRK) und ihr Kollege Rudolf Rüppl (Teamleitung Krisenintervention Oberallgäu Nord) schilderten dem interessiert nachfragenden Christian Böck ihre Tätigkeit. Rudolf Rüppl: „Wir werden von der Integrierten Leitstelle alarmiert. Wenn wir zum Einsatzort kommen, herrscht oft das pure Chaos. Die Menschen, um die wir uns kümmern, befinden sich in einem Zustand der Verwirrung und Verzweiflung, weil sie Zeugen eines schrecklichen Unglücks wurden oder weil eine ihnen nahestehende Person plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Dann sind wir da, hören zu und kümmern uns in den ersten Stunden - manchmal sind es zweieinhalb, es waren aber auch schon zehn Stunden – darum, ihnen in dieser Extremsituation Ruhe und Handlungsfähigkeit zurückzugeben.“
Dazu gehöre es beispielsweise, Verwandte oder Freunde der Betroffenen zu aktivieren, die zu diesen kommen und sich weiter um sie kümmern, fuhr Susanne Reinsch fort. „Wir haben auch schon auf die schnelle einen Pflegeplatz für eine hinterbliebene Person organisiert, deren pflegender Angehöriger plötzlich verstorben war. Außerdem erklären wir den Menschen, welche Schritte jetzt der Reihe nach nötig sind, etwa, einen Bestatter auszuwählen und zu benachrichtigen, welche Dokumente hergerichtet werden müssen und dergleichen. Wenn wir gehen, ist in aller Regel eine Basis für das weitere Handeln gelegt.“ Eine weitere Aufgabe sei die sogenannte psychosoziale Notfallversorgung von Einsatzkräften (kurz: PSNV-E) nach besonders belastenden Einsätzen, wie beispielsweise nach Einsätzen mit sehr vielen Schwerverletzten oder Toten.
Christian Böck zeigte sich beeindruckt: „Ich ziehe den Hut vor jedem, der dann in die Bresche springt. Ich könnte so etwas niemals.“ Ob die Ehrenamtlichen das Gesehene denn nicht „mit nach Hause nähmen“, wollte er wissen. „Doch natürlich“, gab Rudolf Rüppl zu. „Ich spüre nach jedem Einsatz eine gewisse Belastung. Manchmal kann ich auch ein paar Nächte schlecht schlafen. Nach dem Einsatz bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal (damals waren 270 Kriseninterventionsmitarbeitende aus dem gesamten Bundesgebiet vor Ort, Anm. d. Red.) habe ich erst einmal zwei Wochen Pause von dem Dienst gebraucht. Was wir da gesehen haben, ging schon an die Substanz. Aber ich weiß, dass meine Reaktion normal ist und kann gut damit umgehen.“ Die Teammitglieder seien allesamt sehr gut geschult und zudem gefestigte Persönlichkeiten mit einem gefestigten familiären Umfeld, betonte er. „Das hilft. Ebenso wie der Austausch mit den Teamkolleginnen und -kollegen sowie die mehrmals im Jahr stattfindenden Supervisionen. Wir sind da ganz stabil aufgestellt.“
Die Arbeit sei umso wichtiger, da heutzutage der Tod im Alltag sehr weit von den Menschen weggerückt sei, gab Edgar Rölz, Vorstandsvorsitzender des BRK im Kreisverband Oberallgäu, zu bedenken. „Anders als früher, als die verstorbene Oma ganz selbstverständlich in der Stube aufgebahrt wurde, wo auch die Kinder sie sahen und wo die Nachbarn vorbeikamen, ist der Tod heutzutage etwas, mit dem man nichts zu tun hat. Entsprechend groß ist der Schock, wenn es dann doch passiert.“ Er lobte die Krisenintervention als „sehr segensreiche Einrichtung“, die der BRK-Kreisverband sehr schätze und unterstütze. Für die großzügige Spende seitens der Sparkassen Stiftung zeigten sich alle Beteiligten dankbar. „Damit können wir Einsatzmaterial, Fortbildungen und die Ausbildung neuer Teammitglieder finanzieren“, freuten sich Susanne Reinsch und Rudolf Rüppl. „Wir sind übrigens immer auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die bei uns mitarbeiten möchten.“ Diese erhielten eine fundierte Ausbildung zu Kriseninterventionshelferinnen und -helfern. Interessierte melden sich bitte bei Ulrike Finkenzeller von der Servicestelle Ehrenamt unter der Telefonnummer 08 31/5 22 92-25 oder per E-Mail unter Finkenzeller(at)kvoa.brk.de
Information zum PSNV im Oberallgäu
Das Kriseninterventionsteam Kempten ist eine Kooperation zwischen der Johanniter-Unfall-Hilfe, der evangelischen und katholischen Notfallseelsorge und dem BRK. Im Oberallgäu sind neben dem BRK ebenfalls die Notfallseelsorge und der Arbeiter-Samariter-Bund gemeinsam mit der Caritas im Bereich PSNV tätig.